01.01.2015

Neujahr 2015




Neujahr 2015



Zum Neuen Jahr
wenn ich bestimmen könnte:

ich würde vor Aufregung wahrscheinlich
die ersten Nächte schlaflos verbringen
und darauf  tagelang ängstlich und kleinlich
ganz dumme, selbstsüchtige Pläne schwingen.

Dann – hoffentlich – aber laut lachen
und endlich den lieben Gott abends leise
bitten, doch wieder nach seiner Weise
das neue Jahr göttlich selbst zu machen.

                                                                           Joachim Ringelnatz 1883-1934






Ringelnatz beschreibt die Gedanken, welche sich wohl bei so manchem zum Jahreswechsel einstellen, ziemlich genau. Möge dann doch in aller Bescheidenheit genügen, dass mit dem "Beistand von oben" 2015 zu einem friedlichen Jahr , auch mit einigen ganz persönlichen schönen Stunden, wird.

24.12.2014

Adventkalender XXIV. Türchen


Geburt des Herrn


Linolschnitt von Erika Suitner, der Frau meines verehrten Professors




Am Anfang war das Wort,
Und das Wort war bei Gott,
Und das Wort war Gott. 
Im Anfang war es bei Gott. 
Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, 
Was geworden ist. 
In ihm war das Leben und das Leben war das Licht des Menschen. 
Und das Licht leuchtet in der Finsternis,
                                      Und die Finsternis hat es nicht erfasst.                                                                        
                                                                                                                (Evangelium nach Johannes 1,1-5)





Die Feier  des Weihnachtsfestes begann in Rom. Nach einigen Quellen zum ersten Mal im Jahr 336, nach und nach setzte sich dann das Weihnachtsfest durch und 662 waren die Langobarden der letzte germanische Stamm, der Weihnachten ebenso feierte und mit dem Geburtsfest Jesu das Bekenntnis des katholischen Glaubens verband.
Damals galt noch der julianische Kalender, erst die gregorianische Kalenderreform verlegte die Wintersonnenwende vom 25. auf den 21. Dezember. Aber da war der Geburtstag des Herrn am 25. bereits etabliert.

Jetzt habe ich es tatsächlich geschafft, 24 Kalendertürchen zu gestalten (ein bisschen Stress war es schon). Diese letzte kleine Information zum Weihnachtsfest soll das ganze Unterfangen nur abrunden, denn zu der Stelle aus dem Johannesevangelium ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, ausser:
dass viele Menschen an Heilig Abend das Weihnachtsevangelium vorlesen, dass viele Menschen in Liebe und vor allem in Eintracht dieses Fest feiern, dass viele Menschen auch an die anderen denken, die hungern, leiden und verzweifelt sind. 
Ich wünsche allen meinen Lesern



FROHE WEIHNACHTEN 






23.12.2014

Adventkalender XXIII. Türchen



Bald ist es soweit





Nun sind die Türchen vom Adventkalender fast alle offen. Wie schön ist es, wenn Kinder in der Familie das Fest herbeisehnen. Auch die Erwachsenen sollten sich etwas von dieser kindlichen Vorfreude erhalten und ruhig mal ein bisschen Kind sein. Für mich ist mein Adventkalender zu Hause dieses "bisschen Kind sein". Die Fastenzeit ist ja auch schon fast vorbei und die Planungen für das Weihnachtsessen können in die Endphase gehen. 
Aus meinem "geistigen Schatzkästchen", das die 24 Tage richtig gesprudelt hat, noch ein paar Gedanken zum Geist der Gastfreundschaft.
Die Gastlichkeit kenne ich aus meiner Kinderzeit zwischen Weihnachten und Dreikönig überall. Man besuchte Freunde und Verwandte, alle zwölf Tage stand jedem das Haus offen und es wurde freigiebig aufgetischt. Ein Vorbild für die Weihnachtsfeierlichkeiten heute, wo sich jeder am liebsten zurückzieht. Wenn ich aber zu mir nach Hause in Österreich komme, dann freue ich mich am meisten auf diese Gepflogenheiten, wo Freunde und Bekannte es einem übel nehmen, wenn man nicht vorbeikommt. Wie dankbar bin ich dafür.


22.12.2014

Adventkalender XXII. Türchen




Wintersonnenwende





Blick auf Garmisch-Partenkirchen im Dezember





Die Wintersonnenwende, lateinisch solstitium; Stillstand der Sonne", erfolgt am 21. oder 22. Dezember. Die Sonne hatte immer schon essenzielle Bedeutung und die Verehrung des wiederkehrenden Lichtes führt zurück in prähistorische Zeit. Die länger werdenden Tage nach der Wintersonnenwende verkörperten neues Leben und Auferstehung. Zeugnisse um dieses Ereignis sind der Turm von Jericho (9. Jahrtausend v. Chr.), die Himmelsscheibe von Nebra (bronzezeitlicher Fund), sowie Stonehenge (steinzeitliche Kultstätte). 
In vielen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen war die Wintersonnenwende ein wichtiges Fest. 
Somit sind wir durch die Geburt des Herrn und die endlich länger werdenden Tage in doppelter Hinsicht beschenkt. 
Wer zu Beginn des neuen Sonnenjahres grosse Schalen mit Früchten und Gemüse auf den Tisch stellte, würde im künftigen Jahr keinen Mangel leiden. Das glaubten die Bauern im Mittelalter und schenkten sich gegenseitig Früchte und Nüsse, um den Segen weiterzugeben.
Wer also im Advent die Schüssel mit Nüssen auf den Tisch stellt, oder vergoldete Nüsse, Backwerk und rote Äpfel in den Tannenbaum hängt, folgt diesem alten Brauch.

Bald ist es soweit und der Adventkalender hat alle Türchen geöffnet. Die weihnachtliche Vorfreude auf das Fest steigt.

21.12.2014

Adventkalender XXI. Türchen




Unter den Menschen

sind es nur einzelne,
die, ohne an sich selbst zu denken
die reine Freude an dem haben,
was Gott selbst im kleinsten
so schön erschaffen hat.

                                                                 Adalbert Stifter; 1805-1868




Pfarrkirche Neustift im Stubaital


Neustift im Stubaital


Die Bilder sind heute bei einem Besuch in meiner Heimat im Stubaital entstanden. Da ist mir beim Anblick dieser wunderbaren Natur das Gedicht von Adalbert Stifter eingefallen. Ich habe es vor längerer Zeit, als mir das Religionsheft aus meiner Gymnasialzeit in die Hände gefallen ist, wiederentdeckt. Der sensible Blick für die Natur ist ein Geschenk und das habe ich heute ganz besonders empfunden.
Auch das verbinde ich mit der Freude auf das Kommen des Herrn.









20.12.2014

Adventkalender XX. Türchen






Der Festtagsschmaus

oder von der "Mettensau"


Der Fresser


Ein Vielfraß setzte sich zu Tisch,
Man brachte ihm , wie er befahl,
den schönsten Stör, ein Riesenfisch!
Für einen Mann ein tüchtig Mahl.
Er fährt drauf los, er kaut und schmatzt;
Schon ist er fertig bis zum Kopf.
Da hält er ein, sein Magen platzt,
Man rennt zu Hilf dem armen Tropf,
man macht Klistiere ohne End-
Umsonst! Dem Kranken wird nicht besser.

Man mahnt ihn an sein Testament,
"Geliebte Freunde" sprach der Fresser,
Ich bin gefaßt. Wohlan, es sei!
Doch eilt und bringt, da es ja doch zu Ende geht,
mir schleunigst noch
Den Rest vom Fisch herbei!"
                             
                                                                                          Jean de la Fontaine, 1621-1695






Diese Überlegung zum Thema "Essensgewohnheiten" passt irgendwie auch ganz gut zum weihnachtlichen Festessen. Gerade an solchen Tagen, man kann es bereits in den Geschäften beobachten, hat man den Eindruck, als ob es das ganze Jahr über recht karg zugegangen ist.
Wie schön waren doch noch die Zeiten, als es um die Weihnachtszeit erstmals wieder Orangen, Feigen und Datteln gab. Für das Weihnachtsessen durfte ich mir immer etwas Besonderes wünschen, etwas, das es das Jahr über nur sehr selten gab. Zwischen dieser Schilderung und heute liegen gerade mal dreissig Jahre und ich finde es schade, dass die Kinder heute kaum mehr solche Erinnerungen in ihr Erwachsenenleben mitnehmen, denn gerade diese Erinnerungen bereichern das spätere Leben.
Das Festtagsessen, am ersten Weihnachtsfeiertag, war noch eine Besonderheit. Übrigens gab es bei uns zu Hause wirklich erst am ersten Weihnachtsfeiertag ein von meiner Mutter ganz besonders schön und gut zubereitetes Essen. Der 23. und 24. Dezember waren noch strenge Fastentage. Erst nach der Christmette wurde dann eine Suppe mit Würsteln, wie man bei uns in Österreich sagt, gegessen.
Natürlich war das auch früher nicht alles so "heilig". Im 11. Jahrhundert berichtet der Kirchengeschichtsschreiber Adam von Bremen von einem Weihnachtsgelage, bei dem der Priester nicht zu Wort kommen konnte, da lauter Becherklang und Gesang alles übertönten.

In Bayern wurde eigens für das Weihnachtsfest ein Schwein geschlachtet, die sogenannte "Mettensau oder der Weihnachter". Unsere Vorfahren haben aus einem heidnischen Verständnis heraus den verschiedenen Speisen Schutz- und Zauberkräfte zugesprochen. Der Fisch zum Beispiel hatte besondere Sühnefunktionen, rogenreicher Hering sollte Geld und Glück bringen. Noch heute bringt man an Weihnachten gerne einen Karpfen auf den Tisch. 
Ich darf mich auf ein schönes Essen (zwar nicht auf eine Mettensau) und ein harmonisches Zusammensein mit meiner Familie freuen und hoffe das auch für alle meine Leser.

19.12.2014

Adventkalender XIX. Türchen




Maria



Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt.
Ich weiß nur, daß der Welt Getümmel
Seitdem mir wie ein Traum verweht
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüte steht.

                                                         Novalis (Georg Philipp Friedrich von Hardenberg), 1772-1801



 Georg Philipp Friedrich von Hardenberg war ein deutscher Schriftsteller und Philosoph der Frühromantik. Seine Hymnen haben Komponisten wie Richard Wagner und Franz Schubert zu nachhaltigen Kompositionen inspiriert. 
Das Gedicht "Maria" ist in seiner Form und Ausdrucksstärke, unter anderen natürlich, das liebevollste, was man in Worten an die Gottesmutter richten kann. Für mich ist es eine Liebeserklärung, wie sie schöner nicht sein könnte.
Gerade jetzt, wo wir uns dankbar dem wunderbaren Ereignis der Geburt des Herrn nähern, finde ich es schön, dieses Gedicht in Erinnerung zu rufen.


18.12.2014

Adventkalender XVIII. Türchen



Endspurt

bei der Weihnachtsbäckerei




Bozner Engel, kein anderer schaut so lieb.



So langsam wird es Zeit, die letzen Plätzchen zu fertigen. Es ist ja so eine Sache mit dem Ausstechen. Ich bevorzuge Weihnachtsbäckerei, die toll schmeckt und relativ einfach herzustellen ist.



Fruchthäufchen

150 g gemischte Trockenfrüchte
(Äpfel, Aprikosen, Pflaumen)
4 Esslöffel Apfelsaft
5 Esslöffel kernige Haferflocken
50 g Mandelblättchen
1 Eigelb
3 Esslöffel Honig
2 Esslöffel Zitronensaft
50 g gemahlene Mandeln

Trockenfrüchte fein würfeln. In Apfelsaft 1 Stunde einweichen. Haferflocken und Mandelblättchen in einer Pfanne rösten, abkühlen lassen.
Mit den Trockenfrüchten und den restlichen Zutaten mischen.
Mit einem Teelöffel kleine Häufchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzten. Eventuell mit einer Belegkirsche dekorieren.
Bei 180° ca. 10 Minuten backen.


Datteltaler

2 Eiweiss
125 g Zucker
Vanillezucker (aber nur mit Bourbon Vanille)
50 g abgezogene gemahlene Mandeln
100 g klein geschnittene Datteln
2 schwach gehäufte Esslöffel Speisestärke
ca. 100 Backoblaten

Eiweiss zu steifem Schnee schlagen. Dann nach und nach Zucker und Vanillezucker unterrühren. Die Mandeln, die Datteln untermengen und die Speisestärke darübersieben. Alles vorsichtig unter den Eischnee heben.
Den Teig knapp 1 cm dick auf die Oblaten streichen und mit einer zweiten Oblate bedecken.
Auf das Backblech legen und bei 125-150 ° ca. 20 Minuten backen. Alles immer gut beobachten, dass es nicht zu dunkel wird.

Die Datteltaler eventuell zur Hälfte in geschmolzene Kuvertüre tauchen.

Gutes Gelingen!

17.12.2014

Adventkalender XVII. Türchen





Die Christrose





Die Schönste bist du,
Kind des Mondes,
nicht der Sonne.
Dir wäre tödlich 
andrer Blumen Wonne.
Dich nährt den keuschen Leib 
voll Reif und Duft,
himmliche Kälte
balsamsüße Luft.

                                         Eduard Möricke  1804-1875


So besingt Eduard Möricke die Christrose. Sie gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse und kommt aus dem südlichen Mitteleuropa. Ihr Blütezeit ist zwischen November und Februar, also genau in der Weihnachtszeit. Zwar ist sie nicht so prunkvoll wie die hochgezüchteten Weihnachtssterne, wer jedoch einen Sinn und ein Auge für das Feine hat, wird in der wunderschönen weissen Blüte ein Kleinod und Wunder der Natur entdecken.
Auf dem Land galt die Christrose als Orakelpflanze. Man stellte in der Weihnachtsnacht zwölf Blütenknospen der Christrose ins Wasser. Jede Knospe bedeutet einen Monat, und man deutet das Wetter für das kommende Jahr nach der Art und Weise, wie sich die Knospen öffnen. Geöffnete bedeuten gutes, geschlossene schlechtes Wetter.
Ich freue mich jedenfalls sehr, wenn ich zu Weihnachten ein Sträußchen, aufgebunden mit Tannenzweigen, geschenkt bekomme.








Eine andere Besonderheit ist die Rose von Jericho. Sie ist eine Wüstenpflanze und gehört zur Familie der Bärlappgewächse und ist über 80 Millionen Jahre alt. Von Kreuzrittern wurde sie nach Europa gebracht und als Heilpflanze verehrt.  Man nennt sie auch Christrose und ihr botanischer Name lautet Selaginella leydophylla. Bekannt ist sie auch als "Auferstehungspflanze" oder als "Rose von Montreux". Man stellt dieses recht karg aussehende Pflänzchen in eine flache Schüssel mit Wasser und kann mit Staunen beobachten, wie sie sich langsam öffnet und ergrünt. Besonders reizvoll ist es, wenn man vorher ein kleines Geschenk hineinleg und dieses dann langsam zum Vorschein kommt.
Eine Woche kann die Pflanze im Wasser liegen, dann lässt man sie wieder trocknen und kann diese Wunderpflanze über viele Jahre an Weihnachten wieder hervorholen.

16.12.2014

Adventkalender XVI. Türchen




Brauchtum

Das Kindleinwiegen



Fatima,Christkind





Ein Brauch, der vermutlich schon im 8. Jahrhundert, als noch germanisches und christliches Kulturgut nebeneinander bestanden und sich vermischten, war das Kindleinwiegen. 
Ursprünglich ein Kripplein aus Holz, dann eine kleine Wiege aus Holz oder Wachs wurde aufgestellt und von den Gläubigen umsprungen. Man soll sogar, wie beim Sonnwendfeuer über das Feuer, über die Krippe gesprungen sein, später wurde sie umtanzt.
Besonders die Nonnenklöster pflegten das Kindleinwiegen, vermutlich seit dem 10. Jahrhundert. Dazu legte man ein hölzernes Kindlein in die Wiege und reichte es zum Küssen herum. Meist standen diese Wiegenkinder auf dem Altar und die Kirchgänger sangen Lieder wie: Josef, lieber Josef mein; O Jesulein zart; Auf dem Berge, da wehet der Wind, wunderschöne alte Lieder. Die Zeit der Mystik vertiefte diesen Brauch und viele unserer schönsten Weihnachtslieder haben hier ihren Ursprung. In der Kirche wurde das Kindlein in der Wiede von Bank zu Bank gereicht. 
Im 17. Jahrhundert begann dann der Kampf gegen die "kirchlichen Mißbräuche" und das "kindische Susaninne" (das ist eine Anspielung auf das alte Wiegenlied "Susani, Susani, eia...."). Trotzdem dauerte es bis zur Aufklärung (ab 1700), ehe man diesen Brauch endgültig verdrängen konnte. In Oberösterreich wurde sogar noch Ende des 19. Jahrhunderts während der Christmette ein holzgeschnitztes Jesuskind im Korb zum Küssen herumgereicht.