Brauchtum
Das Kindleinwiegen
Ein Brauch, der vermutlich schon im 8. Jahrhundert, als noch germanisches und christliches Kulturgut nebeneinander bestanden und sich vermischten, war das Kindleinwiegen.
Ursprünglich ein Kripplein aus Holz, dann eine kleine Wiege aus Holz oder Wachs wurde aufgestellt und von den Gläubigen umsprungen. Man soll sogar, wie beim Sonnwendfeuer über das Feuer, über die Krippe gesprungen sein, später wurde sie umtanzt.
Besonders die Nonnenklöster pflegten das Kindleinwiegen, vermutlich seit dem 10. Jahrhundert. Dazu legte man ein hölzernes Kindlein in die Wiege und reichte es zum Küssen herum. Meist standen diese Wiegenkinder auf dem Altar und die Kirchgänger sangen Lieder wie: Josef, lieber Josef mein; O Jesulein zart; Auf dem Berge, da wehet der Wind, wunderschöne alte Lieder. Die Zeit der Mystik vertiefte diesen Brauch und viele unserer schönsten Weihnachtslieder haben hier ihren Ursprung. In der Kirche wurde das Kindlein in der Wiede von Bank zu Bank gereicht.
Im 17. Jahrhundert begann dann der Kampf gegen die "kirchlichen Mißbräuche" und das "kindische Susaninne" (das ist eine Anspielung auf das alte Wiegenlied "Susani, Susani, eia...."). Trotzdem dauerte es bis zur Aufklärung (ab 1700), ehe man diesen Brauch endgültig verdrängen konnte. In Oberösterreich wurde sogar noch Ende des 19. Jahrhunderts während der Christmette ein holzgeschnitztes Jesuskind im Korb zum Küssen herumgereicht.
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