Vom Schenken
Schenke groß oder klein, aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten die Gaben wiegen,
sei dein Gewissen rein.
Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei, was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so daß die eigne Freude zuvor
dich reichlich belohnt.
Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk, daß dein Geschenk
du selber bist.
Joachim Ringelnatz, 1883-1934
Weihnachten, das Fest der Liebe! So langsam ist es an der Zeit sich Gedanken über die Geschenke zu machen. Ich finde, dass es eine sehr gute Gelegenheit ist den Menschen um sich zu zeigen, dass man sie wertschätzt und liebt.
Eigentlich beschenkt man sich zuerst selbst, indem man die Geschenke aussucht oder vielleicht sogar selbst herstellt und dann die doch immer grosse Freude bei den Beschenkten geniesst. Ich jedenfalls lasse mir die Freude des Schenkens nicht nehmen und finde es sehr schade, wenn mir diese Geste verweigert wird.
Der fromme Persbytermönch Alsso, ein in Prag lebender Deutscher, der im Jahr 1400 eine Schrift über die Sitte, sich zu Weihnachten zu beschenken, verfasste schreibt:
"Mit Recht heißt daher der Vorabend (des Weihnachtsfestes) >freigebiger Abend<, weshalb auch die gläubigen Christen an diesem Abend freigebiger werden, als zu anderen Zeiten, zu Ehren und zum Gedächtnis jener Freigebigkeit im Himmel".
Die Weihnachtsgeschenke haben aber auch ihre christliche Wurzel in dem Bibelwort "Also hat Gott die Welt geliebt", in seinem Geschenk an uns in Gestalt seines eingeborenen Sohnes. Ein Geschenk, das durch nichts übertroffen werden kann, als durch den Versuch, ihm so gut wie möglich nachzufolgen.
Das irdische Gegengewicht und auch der Wunsch nach reichen Gaben steckt in der anderen, nichtchristlichen Quelle des Gebens; der Weichnachtstermin deckt sich mit den Saturnalien, den römischen Feiern zu Ehren des Gottes Saturn. Dies galt als Jahresanfang, die römischen Beamten und die Sklaven wurden mit Geschenken belohnt, so wie in Germanien jenseits der Alpen die Dienstherren ebenfalls zum neuen Jahr neue Knechte und Mägde einstellten und das Gesinde mit Geschenken verpflichteten.
Aus alledem kann man ableiten, dass es nicht um irdische Geschenke geht, sondern um Sinnbilder für die Gottesverehrung und Nächstenliebe, die wichtiger sind als kostbare Sachen.
In einer Zeit, die diesen Hintergrund des Schenkens immer mehr vergisst, sind diese Gedanken für mich sehr wichtig.
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