Weihnachtslesung
Dem Weihnachtsbaum haben sie seine Wurzeln geklaut
abgeschnitten habe sie ihm seine Ideen
und jetzt muss er ganz nackt da stehen
Schaut’s, der ist ganz verquer
ist das nicht die Höhe?
da unten ist er ganz kahl
Dem werd ich wohl
entgegen allen vernünftigen Gesetzen
unten eine Mütze aufsetzen
Aber schaut’s mal, schaut‘s doch
der hat Zweige -
wer hat heutzutage schon Zweige?
Aber er, er hat sie, diese kosmischen Raumgreifer
diese Atemeiferer, die nach all den Sternen
und den anderen glitzernden Dingen greifen
Damit diese sich in den Taschen
und in den Gläsern nicht verlieren
oder ausgetrunken werden
Seht Ihr die fliegenden Einkaufstüten aus Kairo
und den Pommes-Hut aus Genève
den sich im Föhnwind verschlingenden Schal?
Und unten
ist er immer noch kahl
welches Schandmal
Aber wir geben jetzt Kunde
von dem Zweiten im Bunde
vom Josef, wie Ihr wisst, Marias Mann
Es wird gesagt - wie peinlich –
Josef sei ein Künstler und kein Handwerker
das sei so, wird gesagt
Die Maria, die Mutter Gottes, sei Josefs Muse
sobald sie ihn küsse, wird gesagt
bekomme er seine Eingebungen
Und sie, wird gesagt
empfange dann jungfräulich ihre Jesuskinder
die Jungfräulichkeit braucht es fürs Hier
Für Biberwier, für Irkutzk und Vaduz
für die Malediven, dort driben
und den ganzen Inn entlang bis ins Schwarze Meer
Und immer noch sind nicht genug Jesuskinder da
jedes Jahr wieder bringt sie ihre Jesuskinder
nieder
während Josef mit seiner Kunst - was macht der da
eigentlich?
Geht sich die Logik
mit der jung erfreulichen Geburt
überhaupt noch aus?
Auf jeden Fall sind jedes Jahr
zu wenig Jesuskinder da
für alle die vielen Lait auf der Erd
Mai, und die arme Mutter Gottes
tuat sie aich nit leid
mit den vielen Kindern?
Was macht sie mit den Kindern
die sie über die vielen Jahre angesammelt hat?
aber dann kommen die Drei Heiligen Könige
Günter Lierschof; www.lierschof.at |
Sie ehren und vermehren das Kind noch mal mit dem Fernseher in alle Welt hinaus wie bei uns zu Haus – Amen
Wieder einmal ist es soweit und das Weihnachtsfest darf gefeiert werden. Kritisch betrachtet der Autor in seinem Text das Fest, aber wie ich finde anregend, um über den Sinn immer wieder neu nachzudenken.
Es bleibt meinerseits ein frohes, gesegnetes Fest zu wünschen und die Stunden zu geniessen, kommen sie doch so wie sie 2015 sind nie wieder.
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