Was wäre die Sachertorte ohne den "Kaffee"
Kaffeebaum |
In meinem Beitrag über die Sachertorte, in dem ich ja ausführlich über das Buch von Friedrich Torberg "Tante Jolesch" geschwärmt habe, muss ich unbedingt über die wichtige kulinarische Sache Kaffee berichten.
Das Literatencafe "Griensteidl" 1896 |
Man geht in ein Kaffeehaus und bestellt einen Kaffee. Eigentlich nichts was einer besonderen Aufmerksamkeit wert wäre.
Nicht so jedoch in Österreich und im speziellen in Wien. Man wird bei der Bestellung nämlich gleich mit so vielen verschiedenen Zubereitungsarten konfrontiert, dass man es am liebsten aufgeben möchte.
Gleich mal vorweg: unter einer "Tasse" (Kaffee) versteht man lediglich die Untertasse, es müsste dann schon heissen eine "Schale Kaffee". Also nichts genaues mit der bundesdeutschen "Tasse Kaffee".
Es ist also wichtig zu wissen wie die Mengenbezeichnung lautet: Eine "Nussschale" ist die poetische Chiffre für das kleinste der drei gebräuchlichen Grössenmengen (bei Tante Jolesch auf Seite 414). Das mittlere Mass heisst "Piccolo" und als grösstes Mass gilt die "Teeschale", die, wenn sie tatsächlich Tee enthält, wiederum eine "Schale Tee" heisst.
Die Zubereitungsart jedoch ist so unglaublich vielseitig, dass man über die Bedienung im Kaffeehaus von einer Fachkraft sprechen muss.
Die Menge der Milch alleine ist schon eine Wissenschaft. Bei der "Melange" zu ungefähr gleichen Teilen, bei der "Schale Gold" mit einem deutlichen Übergewicht der Milch, beim "Braunen" mit einem deutlichen Übergewicht des Kaffees und beim "Kapuziner" mit einem nochmal deutlicherem.
Es geht jedoch noch weiter.
Der "Schwarze" oder "Mokka", bedarf keiner Erklärung, der "Einspänner" (ein schwarzer im Glas mit sehr viel Schlagobers), der "Mazagran" (ein durch Eiswürfel gekühlter, mit Rum versetzter Mokka).
Hier kommen, je nach Neigung des Gastes die unzähligen Variationen, welche man bei der Bestellung mit "mehr licht" oder "mehr dunkel" angibt.
Wenn sich so manches des Gesagten auf die Vergangenheit bezieht, da es heutzutage durch die Vereinfachung auf den Espresso dieses "Kaffeehausleben" auch in Österreich nicht mehr gibt, so ist es doch empfehlenswert zu wissen, dass in Österreich die Bestellung einer "Tasse Kaffee" falsch ist und noch gar nichts aussagt.
Mir bedarf es jedenfalls immer einer kleinen Überlegung, was ich der Bedienung als Bestellung aufgebe, wenn ich zu Hause in Österreich bin und einen Kaffee bestelle.
Eine kleine Anmerkung noch am Schluss. Johann Sebastian Bach hat sich sogar in Noten mit dem Kaffee beschäftigt, nämlich in seiner "Kaffeekantate" (1734/35). War der Kaffee seinerzeit ja wirklich noch ein Luxus, sowohl in preislicher Hinsicht, als auch in der Zubereitung. Das wäre aber eine neue Geschichte.
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