Wunderelixier Wein
" Trinke nicht länger <nur> Wassern sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen!"
So schreibt der APOSTEL PAULUS an seinen Freund Timotheus. (1Tim 5,23)
Aber auch die Heilige HILDEGARD VON BINGEN hat bezüglich des Weines in ihrem Buch über die Heilkraft der Natur "Physica" einige Rezepte und Ratschläge.
" Und wer am Stein leidet, der nehme Petersilie und füge ihr zu einem Drittel Steinbrech bei, und dies koche er in Wein und siebe es durch ein Tuch, und dies trinke er in einem Schwitzbad.
......und dies tue er oft und es wird ihm besser gehen."
"Aber wer im Herz oder in der Milz oder in der Seite Schmerzen hat, der koche Petersilie in Wein und füge etwas Essig und genug Honig bei, und dann siebe er es durch ein Tuch, und so trinke er oft und es heilt ihn."
Cap 3-54 handelt von der Weinrebe und den heilenden Wirkungen der Rebe, den Blättern und dem Saft.
"Wenn aber ein Mensch zum Zorn oder zur Traurigkeit gereizt wird, soll er sogleich Wein am Feuer erwärmen und mit kaltem Wasser mischen, und er wird sich leichter fühlen."
"Mische Wasser immer mit etwas Wein"
Das klingt doch für einen Weinliebhaber alles gut. Meine Freunde und Musikerkollegen Konrad und seine Frau Ning-Ching, nicht nur begnadete Oboenspieler, sondern auch exzellente Weinkenner, finden das bestimmt auch überzeugend. Die Abende bei ihnen dauern, sobald es um das Thema Wein geht, sehr, sehr lange.
Was gibt es entspannenderes als geistreiche Gespräche, gutes Essen und ein erlesener Tropfen Wein?
Die geschichtlichen Datierungen bezüglich des Weinanbaus und Weinhandels sind auch ganz schön beeindruckend. 6000 v. Chr. wurde die Weinrebe in Kaukasien und Mesopotamien angebaut. In der Frühen Bronzezeit II-III 3050-2300 v. Chr. werden bei Arad im Negev Öl und Wein in die Städte verkauft.
In der Eisenzeit II C 720-586 v. Chr. heisst es auf einem Tontäfelchen, ebenso aus Arad, "Gib den Söldnern der jüdischen Armee drei Bath (=40 Liter) Wein und schreib den Namen des Tages dazu. Und von dem ersten Getreide sende ihnen ein Homer Mehl, um Brot für sie zu backen.".
In Gibeon werden aus derselben Zeit Traubenpressen und Gärungstanks gefunden, dazu 63 Zisternen, um Wein in Gefässen aufzubewahren (100 000 Liter). Gibeon, mit el- Dschib identifiziert, war die Stadt der Gibeoniter und ist im Alten Testament erwähnt. Sie war bis in die Spätantike Zentrum des Weinbaus.
Auch bereits in der Eisenzeit II B 925-720 v. Chr. ist belegt, dass Wein aus Trauben gewonnen wurde. Ausserdem wird in der Römischen Zeit 37 v.Chr.-324 n. Chr. zyprischer Wein nach Kanaan importiert.
50 n. Chr. wird unter Claudius mit dem Weinanbau begonnen und last but not least gibt es 100 n. Chr. in römischen Weinschenken bereits 80 Weinsorten zur Auswahl.
Der Wein war natürlich sehr hochprozentig, sodass man ihn nur verdünnt trinken bzw. geniessen konnte . Die Soldaten Alexander des Großen wunderten sich, dass die Söldner den Wein nach der Schlacht unverdünnt tranken.
Das Spannende ist natürlich die Zeit vor Christus, nach Christus nimmt das dann seinen Lauf wobei man lesen kann, dass selbst im Mittelalter die heimischen Weine sehr sauer waren und man sie deshalb gesüsst hat. Der weisse Gewürzwein hiess, entlehnt aus dem französischen, "claret", der rote, ebenfalls französisch, "sinopel". In der höfischen Dichtung werden viele verschiedene Sorten genannt. Besonders beliebt waren die schweren Südweine, vor allem der Zypernwein.
Ausserdem trank man Maulbeerwein (moraz), und Fruchtwein (lit), auch Met (mete), während das Bier als unfranzösisch galt:
"man sach da nieman trinken pier, man trank da win und claret, syropel gout und suezen met."
Literaturtipps:
Miriam Feinberg Vamosh "Essen und Trinken in biblischer Zeit"; Patmos Verlag
Joachim Bumke "Höfische Kultur, Literatur und Kultur im hohen Mittelalter; dtv Verlag
Norman Foster "Schlemmen hinter Klostermauern" Komet Verlag
H.Juergen "Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräfften hält" Fahrenkamp Verlag
B. Michael Andressen "Barocke Tafelfreuden" Obis Verlag
H.-P. von Peschke und Werner Feldmann "Kochbuch der Renaissance" Albatros Verlag
Die Bücher habe ich alle in meinem Besitz und schon so einiges probiert. Es lohnt sich!
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